Ada Bojana bei Ulcinj (Montenegro) - Fluss- und Meerurlaub in Einem!
- milena479
- 31. Aug. 2023
- 8 Min. Lesezeit
Nach einem kurzen, aber wunderbaren Aufenthalt in Virpazar am Skutarisee, sollte die zweite Etappe unserer Rundreise mit Kindern und öffentlichen Verkehrsmitteln durch Süd-Montenegro und Albanien uns zur Insel Ada Bojana bringen.
Von Virpazar, wo wir auf der Strecke ab Podgorica Flughafen eine Nacht Station gemacht hatten, fuhren wir am zweiten Tag unserer Reise wieder mit "Railway Montenegro". Auch die zweite Zugfahrt dauerte nur unter einer halben Stunde (Ticketpreis 1,20€), so dass man in einer knappen Stunde von Podgorica in den Küstenort Bar kommen würde, würde man vom Flughafen Podgorica durchfahren.
Von Bar habe ich im Internet schöne Fotos gesehen, ein Aufenthalt würde bestimmt auch lohnen. Für uns ging es aber vom Bahnhof Bar aus direkt weiter zum nur 200 m entfernt liegenden Busbahnhof.
Im Busbahnhof Bar haben wir direkt einen Anschlußbus nach Ulcinj bekommen
Laut meiner Internet-Recherchen hätten wir nun eine gute Stunde Aufenthalt in Bar gehabt, deshalb hatten wir vor, am ebenso fußläufig entfernt gelegenen Hafen ein Mittagessen einzunehmen. Es hat sich aber herausgestellt, dass schon unmittelbar nach unserem Eintreffen ein kleiner Bus nach Ulcinj fahren sollte. Dies war die erste Busfahrt, bei der wir keine Sitzplätze hatten, weil der Bus eigentlich schon voll war. In Deutschland hätte man dann bestimmt auf den nächsten Bus warten sollen, in Montenegro oder Albanien wird der Bus so vollgestopft, bis wirklich gar nichts mehr geht. Wir haben aber jedes Mal die Erfahrung gemacht, dass wenigstens für unsere elfjährige Tochter immer noch ein Sitzplatz gefunden wurde, auch wenn dann alle eng zusammen rückten und sich die Plätze teilten. Auch für ältere Fahrgäste wurde immer versucht, ein Sitzplatz zu finden. Mit unserem Gepäck im Busgang zu blockieren und trotzdem unterwegs aussteigende Fahrgäste durchzulassen, das war schon eine Herausforderung! Sowohl in Montenegro als auch in Albanien haben die Busse immer auch außerfahrplanmäßige Stopps gemacht, wenn die Gäste darum gebeten haben, auch auf dem Seitenstreifen von Schnellstraßen.
Da aber auch diese Fahrt wieder nur eine knappe halbe Stunde dauern sollte, war die Fahrt im Stehen eher eine interessante Anekdote als eine Zumutung.
Von Ulcinj aus mussten wir noch 16 Kilometer bis zu unserem nächsten Etappenziel "Ada Bojana" zurücklegen. Wir nahmen uns ein Taxi und zahlten 25 Euro für die Strecke.
Den Begriff "Ada" kenne ich aus dem türkischen für "Insel". Vermutlich gibt es hier eine osmanische Vergangenheit? "Ada Bojana" jedenfalls ist eine kleine Insel in Form eines Dreiecks, die entsteht, weil der Fluss Bojana (auf albanisch: Buna) sich kurz vor der Mündung ins Meer in zwei Flussläufe aufteilt. So ist die Insel auf zwei Seiten von Flusswasser umgeben, die dritte Seite liegt an der Adria-Küste. Meine Eltern, die wir an diesem schönen Ort getroffen haben, haben die Insel aus dem Flugzeug schön eingefangen:

Die Buna oder Bojana ist der Grenzfluss zwischen Albanien und Montenegro: die Insel und das nördlich gelegene Festland gehören zu Montenegro, alles südöstlich des Flusses ist albanisch.
Im nördlichen Teil der Bojana, wo sie keine Ländergrenze darstellt, ist das Flussufer auf beiden Seiten mit Hütten bestückt, die alle kleine Stege und Terrassen zum Fluss hin haben. Während dies traditionell alte Fischerhütten waren, sind in den letzten Jahren leider einige neue Urlaubshäuschen hinzu gekommen, die oft mehrstöckig und mit unschönen Bauelementen wie in den schlimmsten Fällen Kunststoffverschalungen gebaut sind. So hat der Ort ein wenig an Charme eingebüßt (für uns war es der erste Besuch dort, meine Eltern berichteten aber von der Veränderung). Trotzdem ist es noch ein sehr schönes und entspanntes Plätzchen, besonders durch die Verbindung von Fluss und Meer und den an vielen Orten zu spürenden Hippie-Lifestyle, der damit zusammen hängt, dass der Adria-Strand der eigentlichen "Ada Bojana", auf der auch heute noch einen Nacktbadestrand zu finden ist, in den 70er und 80er-Jahren ein europaweit einzigartiges FKK-Paradies war.

Auf beiden Seiten des Flusses Bojana stehen kleine traditionelle Fischerhütten, aber leider auch neue, weniger schöne Ferienhäuschen. Bei diesem Blick ins Landesinnere sieht man im Hintergrund die albanischen Berge. Und links im Bild, was man hier überall trifft: kleine und große Straßenkatzen und -hunde...
Wir jedenfalls hatten eine der erhaltenen traditionellen Fischerhütten gebucht und haben dort vier wunderbare Tage verbracht. Die Hütte wird noch von einer Familie genutzt, die zeitweise über Airbnb vermietet. Sie ist nicht nur für Touristen ausgerichtet, Kinderbilder an den Wänden etwa erzählen eine persönliche Geschichte.
Das erste Bild zeigt "unsere" Fischerhütte
Das ganz Besondere an unserem Aufenthalt bei Ada bojana war natürlich die direkte Lage am Wasser! Man konnte direkt nach dem Aufstehen von der Terrasse aus das erste Bad im Fluss nehmen. Meine Eltern, mit denen wir unsere Tage in Montenegro zusammen verbracht haben, hatten eine Hütte auf der gegenüberliegenden Flusseite, auf der eigentlichen "Ada Bojana" gebucht. Da sowohl sie als auch wir ein Paddelboot zur Verfügung hatten, konnten wir uns ganz einfach über den Wasserweg besuchen. einen Morgen kamen sie zum Frühstück zu uns gepaddelt, am nächsten Morgen haben wir über das Wasser die Uferseite gewechselt.
Nach dem morgendlichen Sprung quasi direkt aus dem Bett ins Flusswasser warteten wir auf unsere Frühstücksgäste. Beim Blick Richtung Westen (2. Foto) sieht man das offene Meer
Aber nicht nur das Bad im Fluss, auch das Meer- und Sonnenbaden war nur ein Katzensprung von uns entfernt! Nur etwa 200 m Fußweg mussten wir zurücklegen, um den „Plaza Ivana“ zu erreichen. Da wir unterwegs vielen Tieren begegnet sind, die wir begrüßen mussten, hat es bei uns trotzdem eine Weile gedauert ;-)
Auch der Strand bei Ada bojana hat sich laut meinen Eltern in den letzten Jahren sehr gewandelt. Während er noch vor kurzer Zeit keine Infrastruktur hatte, ein wilder Badestrand mit einer improvisierten Strandbar, siedeln sich jetzt nach und nach Bars und Liegestuhlvermietungen an - noch zu sehr moderaten Preisen! Zum Teil sind sie schicker, im Ibiza Style, und verbreiten laute Lounge Musik. Gerade in dem Bereich, in dem der Fluss auf das Meer trifft, ist die Situation aber noch sehr alternativ und improvisiert und es gibt große Freiflächen, an denen man kostenlos den ganzen Tag am Strand verbringen kann.

Das Leben bei Ada Bojana war wirklich entspannt! Einkaufen konnten wir in einem der kleinen Lädchen, die nur 20 Meter von uns entfernt waren und alles Nötigste und frisches Obdst und Gemüse anbieten. Auf der "Ada"-Seite gibt es kein Geschäft, so dass man hier den Wasserweg nutzen müsste, oder aber den Weg über die einzige Brücke. Weil die Ampel regelmäßig ausgefallen ist, haben wir dort mehr als einmal das Spektakel beobachtet, dass sich Autos auf der einspurigen Fahrbahn entgegen kamen, und jemand im Rückwärtsgang ausweichen musste (es gibt eine Ampel, aber sie war fast immer außer Betrieb).

Zum Abendessen waren wir zweimal bei Misko. Auf der Karte stehen hauptsächlich Fisch- und Pastagerichte, besondere Spezialität des Restaurants ist die Fischsuppe zur Vorspeise, sie ist wirklich vorzüglich! Die Bedienung war auffällig nett, bei unserem zweiten Besuch wurden wir schon begrüßt, als wären wir Familienmitglieder!

Eine lustige Strandhut-Collage zwischen dem Restaurant Mirko und der Taxiboot-Station
Ein weiteres Abendessen haben wir auf der eigentlichen Insel im Restaurant Barbana eingenommen. Auch das können wir nur empfehlen!
Ein besonderes Highlight war für mich das Mittagessen im Restaurant Pesha. Es liegt noch am Flussufer, die Wellen der Adria erreichen aber trotzdem schon den Sandstrand. Neben überdachten Tischen auf einer Terrasse sind die Sitzgelegenheiten, die direkt im Sand stehen, die schönsten Plätze! Für unsere zwei Nicht-Fischesser gab es hier auf der Karte allerdings tatsächlich nur Salate.

Ein schönes Erlebnis war der Bootsausflug entlang der Ada bojana bis zur albanischen Grenze, den der Vater unserer Vermieterin mit uns unternommen hat. Wir hatten ihn kennen gelernt, weil sein Boot seine Anlegestelle an unserer Unterkunft hat. Da ich in den Bewertungen unserer airbnb Unterkunft gelesen hatte, dass einige Gäste frisch geangelten Fisch von ihm bekommen haben, hatte ich schon mit den Zutaten für ein leckeres Abendessen spekuliert.
Tatsächlich, auch wir hatten das Glück, frischen Fisch direkt von der Angel und vor Ort gesäubert überreicht zu bekommen!
Frisch geangelt und gesäubert vom Vater unserer Vermieterin!
Uns wird der Urlaub bei Ada Bojana auch wegen einer schicksalshaften Begegnung in Erinnerung bleiben! An unserem ersten Tag am Strand hatten wir eine Katzenmutter mit ihrem zuckersüßen Wurf in unserer Strandbar bewundert. Als wir sie am nächsten Tag aufsuchen wollten, fanden wir nur noch ein Kleines, das nicht wie am Vortag schon vor uns weg lief, sondern einen schwachen Eindruck machte. „It is sad because of his mother died” erklärte uns ein Mann. Die Mutter sei in der Nacht von einem Schlangenbiss getötet worden.
Die anderen Kätzchen waren nicht mehr auffindbar, und auch dieses würde bald sterben.
Auch wenn ich in diesem Moment genau wusste, dass wir in drei Tagen, wenn wir in Richtung Albanien aufbrechen würden, ein riesiges Problem bekommen würden, konnten wir das arme Ding natürlich nicht einfach liegen lassen. Wir haben es drei Tage lang behütet, zum Glück hat es schon alleine gefressen, wir gaben ihm Kondensmilch und Katzenfutter aus dem kleinen Lädchen.
Während unseren Zusammensein wurde es immer zutraulicher und ist uns natürlich sehr ans Herz gewachsen. Aber die Überlegungen, es mitzunehmen, auf unsere Reise und über drei Ländergrenzen zu bringen, mussten wir natürlich ganz schnell aufgeben. Unsere Bemühungen, jemanden zu finden, der sich dem Kätzchen annehmen würde, schienen bis kurz vor unserer Abfahrt erfolglos. Auch wenn die Verkäuferin im Laden und die Bedienungen im Restaurant super nette Menschen waren, ein Tier wollte niemand aufnehmen. Tatsächlich sind die Fortpflanzungen von frei lebenden Katzen und Hunden in diesen Ländern natürlich ein Problem, und wir haben im Laufe unserer Reise noch einige Tiere gesehen, die eigentlich Hilfe gebraucht hätten.
Schon geschwächt haben wir das Kätzchen aufgefunden, dessen Mutter von einem Schlangenbiss getötet worden war!
Ich hatte schon Tränen in den Augen, als wir kurz vor unserer Abfahrt endlich Erfolg hatten! Meine Tochter hatte einen Mann beobachtet, der Katzen und Hunde gefüttert hat. Obwohl unser Taxi in 30 Minuten kommen sollte, haben wir ihn gesucht und gefunden, und unser Kätzchen wurde in seine Tierfamilie aufgenommen! Schwer erleichtert, traurig, diesen schönen Ort zu verlassen und voller Vorfreude auf unsere nächsten Ziele in Nordalbanien, Shkodra und der Koman-See, haben wir Ada bojana verlassen.
Mit dem Taxi ging es zunächst zur Busstation in Ulcinj, wo wir fünf Tage zuvor aus Bar angekommen waren. Ich hatte die Busverbindung nach Shkodra samt Grenzüberschreitung schon von Deutschland aus herausgesucht. Als wir am Ticketschalter ankamen, hat sich herausgestellt, dass diese Verbindung zwar existiert, aber an jedem Tag, dem 28. Juni, wegen des Opferfestes kein Bus fahren würde. Nachdem wir den ersten Schreck verdaut hatten, kehrten wir zu unserem Taxifahrer zurück. Glücklicherweise bot er uns an, uns für Euro zur Grenze zu bringen.
Unterwegs sahen wir tatsächlich einige Schafe, die für das Opferfest vorbereitet wurden, oder schon an einem Baum hingen. Unser Fahrer hätte uns auch noch Shkodra gebracht. Aber da man mit dem Auto ungefähr 1 Stunde für den Grenzübergang rechnen muss, waren wir sehr dankbar für seinen Tipp, einfach zu Fuß über die Grenze zu laufen. Das hat uns, mit einem kurzen Blick der Zöllner auf unsere Pässe, keine 5 Minuten gekostet. Auf der albanischen Seite haben wir glücklicherweise auch direkt einen Taxifahrer gefunden, der uns an unser nächstes Ziel gebracht hat. Dass wir noch keine Leki (die albanische Währung) hatten, war zum Glück kein Problem, hier könnten wir zum ersten Mal feststellen, dass man in Albanien überall entweder in Leki oder in Euro bezahlen kann.
Meine Eltern sind übrigens noch zwei Tage in Ada Bojana geblieben und haben den Bereich erkundet, der ehemals Hochburg von FKK-Touristen war. Damals muss der Kontrast aus dem freizügigen Nacktbaden und der in Sichtweite liegenden geschlossenen Grenze ins von Diktator Enver Hoxha grausam regierte Albanien, einen besonderen Reiz auf Touristen ausgelöst haben.
Die Minihütten auf der "Ada Bojana" sind auch heute noch zu vermieten - ein interessantes Zeitzeugnis der 70er Jahre sind sie allemal!
Auch heute gibt es dort noch Hotels und Unterkünfte. Doch sind sie wohl eher vom Charme des Verfalls und dem Stil der siebziger und achtziger Jahre geprägt. Die minikleinen Hütten, die man heute vielleicht als tiny house bezeichnen würde, kann man wohl immer noch mieten und sind in jedem Fall ein interessantes Zeitzeugnis, dass ich mir bei meinem nächsten Besuch der Ada Bojana gerne anschauen würde!
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